Littering – Das Problem vom Wegwerfen und Liegenlassen
Littering – Das Problem vom Wegwerfen und Liegenlassen
- Posted by nemetzag
- On 14. Juli 2021
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Österreich hat ohne daran zu zweifeln ein gut funktionierendes Abfallentsorgungssystem. Trotzdem verbleiben diverse Güter viel zu oft am Konsumationsort. Egal ob es eine leere Getränkedose oder ein Zigarettenstummel ist – Müll sollte niemals achtlos in der Natur oder Umwelt zurückgelassen werden. Der Fachbegriff dafür lautet: Littering.
Abfälle entstehen oftmals an Orten, an denen sich kein Mistkübel in unmittelbarer Nähe befindet. Sei dies bei einer Fahrt mit dem Auto, bei einem Picknick oder auch einfach nur in Form einer Zigarette während eines kurzen Spaziergangs. Leider werden nach der Konsumation verschiedene Güter immer wieder achtlos zurückgelassen, selbst wenn der Weg zur nächsten Entsorgungsmöglichkeit nicht weit gewesen wäre. Der Fachbegriff dafür heißt Littering. Er bezeichnet das Wegwerfen und Liegenlassen von Abfällen (wie z.B. Getränkeflaschen, Verpackungen, Zigarettenstummeln etc.) an ihrem Entstehungsort. Meistens handelt es sich um kurzlebige Konsumgüter und Take away-Produkte. Produkte, welche unterwegs konsumiert werden.
Straßen als „Hot-Spots“
Littering wird vor allem auf öffentlichen Plätzen, in der Nähe von Take away-Restaurants, Tankstellen oder Einkaufszentren sowie in Naturerholungsgebieten betrieben. Die Zahlen des Verschmutzungsausmaßes sind erschreckend. Laut dem Umweltbundesamt wurden 2018 in Österreich bei mehr als 2.700 Flurreinigungsaktionen rund 1.000 Tonnen Abfall eingesammelt. Ebenso wurde die Menge von gelitterten Abfällen entlang von Autobahnen sowie Bundes- und Landesstraßen erhoben: diese entsprach mehr als 4.000 Tonnen pro Jahr. Am häufigsten weggeworfen werden Zigarettenstummel, österreichweit rund 2,9 Milliarden Stück bzw. 500 Tonnen.
Die Beweggründe und Ursachen des Litterings sind vielschichtig. Diese variieren in Abhängigkeit von der Umgebung (z.B. Ort und Zeit), Situation und der Zielgruppe. Oftmals sind die Motive Faulheit, Gleichgültigkeit, kein Abfallbehälter in der Nähe, Unachtsamkeit, mangelnde Erziehung etc.
Die vier Eintragspfade
Das Umweltbundesamt unterscheidet vier verschiedene Eintragspfade von Abfällen in die Umwelt:
Individuelles Littering
Stattfindende Verschmutzung des öffentlichen Raums/der Umgebung durch Einzelpersonen beispielsweise anhand absichtlich weggeworfener Abfälle in die Natur oder den Verlust von Gegenständen
- Beispiele: Glas-, und Plastikflaschen, Zigarettenstummel
Zumeist sind die gewählten Orte, Bereiche an denen bereits Müll abgelagert wurde sowie hohe Anonymität vorherrscht.
Illegale Müllablagerung
Oftmals auf Orten, die nicht stark frequentiert sind, wie bspw. Parkplätze und Wälder.
- Beispiele: Hausmüll, Sperrmüll, Elektroaltgeräte
Gründe hierfür können unpassenden Öffnungszeiten der kommunalen Abfallentsorgungseinrichtung oder die Vermeidung eines verursachergerechtem Gebührensystems sein.
Einträge aus der umweltoffenen Anwendung
(umweltoffene Anwendungen = direkte Einsetzung in die Umwelt und generell umweltverträgliches Verhalten, wenn Objekte unabsichtlich vergessen, zurückgelassen bzw. nach ihrer Nutzungsdauer nicht mehr eingesammelt werden) Nach Beendigung der Nutzungsdauer können die Objekte über vorgesehene Strukturen der Ordnung nach gesammelt und entsorgt werden.
- Beispiele: Folien und Baumschutzhüllen aus der Landwirtschaft, Gegenstände aus dem Gartenbaue, Zelte, usw.
Ein Abrieb und Zerfall der Produkte kann mittels Einwirkung von Sonneneinstrahlung, Klima-, und Wetterereignissen stattfinden, als auch der Eintrag in den Boden.
Einträge aus der Technosphäre
Unabsichtliches Austreten von Abfällen/Materialien während der Verarbeitung (bspw. Zuschnitt von Dämmmaterial) bzw. der Abfallbehandlung (z.B. in der Recycling- und Sortieranlage) oder der Verarbeitung von Sekundärmaterialien. Verluste können auch während des Transports (bspw. Pelletsverlust beim Umladen und/oder der Lagerung (durch den Wind verwehte Abfälle) auftreten. Fehlende Schutzzäune oder -netze können zur Verstreuung von Abfall in die Luft und Gewässer führen.
Herausforderung und umweltspezifische Probleme des Litterings
Die am häufigsten gelitterten Abfälle sind Kunststofffolien, Aluminiumdosen, PET-Flaschen, Take-away-Verpackungen und Zigarettenstummel. Vereinzelt werden aber auch Stacheldrahtzaun, Polstermöbel, Autoreifen und sonstige unsachgemäß entsorgte Abfälle im Zuge von Säuberungsaktionen aufgefunden. Gelitterter Abfall in der Umwelt hat Auswirkungen für der Natur, Mensch und Umwelt:
- Stört und reduziert die Lebensqualität / Einschränkung von Erholungs- und Wohnflächen
- Tiere fressen den Müll – Risiko an Verletzungen – Anreicherung von persistentem (schwer abbaubarem), synthetischem Material in der Umwelt, die Nahrungskette
- Entstehung von Mikroplastik in der Umwelt
- Keine Einbindung in den Stoffkreislauf – Hinderung der Kreislaufwirtschaft (neue Ressourcen müssen abgebaut und verarbeitet werden)
- Hohe Reinigungskosten durch die Sammlung des Materials
Als Beispiel einer direkten Auswirkung auf die Umwelt wird der meistgelitterte Gegenstand, ein Zigarettenstummel herangezogen. Beinahe an jedem Ort des Planeten lassen sich Zigarettenstummel finden, wodurch die Anreicherung der Schadstoffe in die Nahrungskette gegeben ist. Sogar im Magen-Darm-Trakt von Vögeln, Fischen, Walen, Landsäugetieren uvm. wurden Zigarettenstummel nachgewiesen. So enthält ein Zigarettenstummel bis zu 4.000 schädliche Stoffe. Zerfällt der Stummel, kann er bis zu 60 Liter sauberes Grundwasser verunreinigen, als auch das Pflanzenwachstum negativ beeinflussen. Der Zigarettenfilter ist ein schwer abbaubarer Kunststoff, daher dauert es viele Jahre bis der Filter zerfällt. Weiterhin enthält der Filter Giftstoffe wie Teer, Arsen und Nikotin.
Maßnahmen zur Eindämmung
Im Umweltbundesamt wurden im Sommer 2020 gemeinsam mit Stakeholdern zahlreiche Vorschläge erarbeitet, um die Menge an gelitterten Abfällen zu vermeiden – beispielsweise eine bundesweite Informationsplattform, Kampagnen und die Steigerung der Mehrweg-Quote bei Getränken. Weiters setzen sich auch verschiedene Vereine für das Thema Littering ein, um mithilfe verschiedener Aufräum-Aktionen für eine saubere Umwelt zu sorgen.
Weitere Daten sammelt seit 2017 auch GLOBAL 2000 mit der DreckSpotz-App. Dort können Nutzer angeben, wo und welche Art von Müll sie entdeckt haben. Laut den Daten der App ist rund ein Viertel der Abfälle Plastik. Dazu zählen Plastiksackerln, Plastikflaschen oder Verpackungen von Süßigkeiten, ebenso Einwegbesteck oder Hundekot-Sackerln. Ebenfalls einen beträchtlichen Anteil haben metallische Abfälle wie beispielsweise Dosen oder Verschlüsse mit rund 13 Prozent. Dahinter folgen mit unter 10 Prozent die Kategorien Papier, Glas und Keramik sowie eine große Menge an Müll, die sich nicht eindeutig zuordnen lässt.
Es gäbe allerdings eine sehr einfache Lösung: Wir nehmen unseren Müll bis zur nächsten Entsorgungsmöglichkeit selbst mit.
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