Kreislaufwirtschaft: Der Weg in die Zukunft
Kreislaufwirtschaft: Der Weg in die Zukunft
- Posted by nemetzag
- On 4. August 2021
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Die Länder der Europäischen Union verzeichnen in Summe mehr als 2,5 Milliarden Tonnen Abfall pro Jahr. In Österreich landet fast die Hälfte des Abfalls (46 % im Jahr 2019) auf Deponien und wird nicht wiederverwertet. In internationalen, europäischen und nationalen Initiativen wird nun das System der Kreislaufwirtschaft forciert, um unsere Ressourcen zu schonen und unsere Abfälle auf ein Minimum zu verringern.
Jeder Europäer belastet die Umwelt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 14 Tonnen Rohstoff pro Jahr und produziert 5 Tonnen Abfall jährlich. In Österreich sind im Jahr 2019 insgesamt 71,26 Millionen Tonnen Abfall angefallen. 41 % davon konnten recycelt oder stofflich verwertet werden, 6 % des Abfalls wurden aufbereitet, 7 % verbrannt, und 46 % des Abfalls sind auf Deponien gelandet.
Um das Abfallaufkommen zu reduzieren und einen schonenden Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen zu erreichen, hat die Europäische Kommission 2020 einen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft erarbeitet. Wichtige Inhalte sind unter anderem eine nachhaltigere Produktgestaltung und Maßnahmen zum Verbraucherschutz. Der Aktionsplan ist ein Teil des European Green Deal und konzentriert sich besonders auf ressourcenintensive Branchen wie Elektronik und IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie), Kunststoffe, Textilien und das Bauwesen. In Österreich gibt es eine eigene, auf nationaler Ebene entwickelte Strategie, um die traditionelle Linearwirtschaft oder „Wegwerfwirtschaft“ durch eine nachhaltigere Kreislaufwirtschaft zu ersetzen.
Was bedeutet Kreislaufwirtschaft eigentlich?
In einer Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) wird die Lebensdauer von Produkten verlängert, sodass bestehende Materialien und Produkte möglichst lange verwendet werden. Kreislauforientiert zu wirtschaften bezieht sich auf Herstellung und Verbrauch und bedeutet, dass der Wert von Produkten, Stoffen oder Ressourcen über einen möglichst langen Zeitraum in einem geschlossenen Kreislauf erhalten bleibt. Schlüsselfunktionen der Kreislaufwirtschaft sind das Teilen von Produkten oder Dienstleistungen (z.B. Car Sharing), Leasing, Wiederverwendung, Reparatur, Aufbereitung und Recycling.
Die Produktion erfolgt in einer Kreislaufwirtschaft ressourceneffizient und schadstoffarm. Dabei kommen nach Möglichkeit nachwachsende Rohstoffe oder Sekundärrohstoffe zum Einsatz. Jedes Material wird nach dem Ende eines Produktlebenszyklus wiederverwendet und bleibt damit in der Wertschöpfungskette erhalten. Ergebnisse der Kreislaufwirtschaft sind ein geringerer Verbrauch von Primärrohstoffen und die Reduktion von Abfällen auf ein Minimum.
Warum ist eine Kreislaufwirtschaft wichtig?
Die natürlichen Ressourcen, die wir als Rohstoffe für Produkte benötigen, sind endlich. Die biologische Vielfalt unseres Planeten schwindet durch die Ausbeutung von Ressourcen, den Klimawandel, Umweltverschmutzung, die Reduktion von Naturräumen wie Wildnis und durch die Ausbreitung invasiver Arten in unseren Ökosystemen. Zahlreiche Branchen sind bereits 2021 von Rohstoffknappheiten betroffen, und diese Entwicklung wird in den nächsten Jahrzehnten erwartungsgemäß weiter zunehmen.
Welche Maßnahmen gibt es in Europa und international?
Die Europäische Union hat den European Green Deal ins Leben gerufen, um Klimawandel und Umweltzerstörung als existenzielle Bedrohungen abzuwenden. Der European Green Deal soll den Wandel zu einer kreislauforientierten, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft ermöglichen. Vorrangige Ziele sind Klimaneutralität und somit das Vermeiden von Netto-Treibhausgasen bis 2050 sowie das Entkoppeln des direkten Zusammenhangs zwischen Wachstum und Ressourcennutzung. Der Aktionsplan soll die Biovielfalt wiederherstellen und die Umweltverschmutzung bekämpfen.
Als globales Ziel haben die Vereinten Nationen die Kreislaufwirtschaft in ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) integriert. Diese Entwicklungsziele wurden 2015 im Rahmen der Agenda 2030 von den Staats- und Regierungschefs festgelegt. Das Ziel Nummer 12 inkludiert unter dem Titel „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ unter anderem das Fördern von Ressourceneffizienz und nachhaltiger Lebensstile. Durch nachhaltigen Konsum und nachhaltige Herstellung von Produkten soll die weltweite Armut sinken und der Übergang zu emissionsarmen und grünen Ökonomien gelingen.
Wie setzt Österreich den Plan einer Kreislaufwirtschaft um?
In Österreich arbeitet das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) aktuell eine Strategie zur Forcierung der Kreislaufwirtschaft in Österreich aus. Inhaltliche Säulen des Konzepts sind neue technologische Ansätze, innovative Geschäftsmodelle, verbessertes Informationsmanagement, eine enge Vernetzung aller Akteure und ein systemisches interdisziplinäres Denken im Wirtschaftssystem. Die Umsetzung hat mit der FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft im März 2021 begonnen. Bis Ende des Jahres 2021 soll die Strategie fertiggestellt sein.
Die österreichische Wirtschaft investiert bereits jetzt massiv in die Abfallsammlung, Verwertung, Recycling, Anti-Littering, Nachhaltigkeits- und Mehrwegförderung sowie in die Infrastruktur und startet aus einer Spitzenposition (Platz 3 innerhalb der EU) zur Erfüllung der globalen Ziele. In Österreich werden aktuell 58 % des Siedlungsabfalls recycelt – im Vergleich zu durchschnittlich 47 % in den EU 27. In einigen Vorzeige-Bundesländern wie Burgenland, Tirol und Vorarlberg erfüllen die für 2029 angepeilten, ambitionierten EU-Ziele für die Sammlung und das Recycling von Kunststoffverpackungen bereits jetzt.
Welche Vorteile bringt eine Kreislaufwirtschaft?
Eine Kreislaufwirtschaft bringt langfristig große Vorteile für den einzelnen Menschen, unsere Gesellschaften und Ökonomien.
- Besserer Schutz der Gesundheit
- Langlebigere und innovativere Produkte für die Verbraucher
- Langfristig Kosteneinsparungen und höhere Lebensqualität
- Erhaltung der Ökosysteme
- Schonen der natürlichen Ressourcen
- Geringere Umweltverschmutzung
- Sinkende Treibhausgasemissionen
- Durch den geschlossenen Kreislauf wird die Wirtschaft widerstandsfähiger
- Innovation wird gestärkt
- Beschäftigungswachstum
- Zunehmende Wettbewerbsfähigkeit
- Materialkosteneinsparungen
- Niedrigere Produktionskosten
- Konstante Rohstoffverfügbarkeit
- Neue Nachfragechancen
- Höhere Kundenbindung
Wie kann jeder Einzelne beitragen?
Jeder einzelne Verbraucher kann durch sein Verhalten und seine Konsumentscheidungen zur Kreislaufwirtschaft beitragen und einen positiven Einfluss auf die Umwelt ausüben.
Einige Möglichkeiten zum Mitwirken an der Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft sind:
- Korrektes Entsorgen von Abfällen
- Zuführung zum Recycling
- Bewusster und reduzierter Konsum von Neuware
- Tauschen von Produkten im privaten Umfeld
- Konsum von Second Hand Produkten
- Nachhaltige Produktversionen erwerben
- Beim Konsum von Neuprodukten auf nachhaltige Materialien achten
- Eigenhändige Reparatur von Produkten
- Upcycling: Wiederverwenden von Produktteilen oder Baustoffen
- Nutzen von Werkstätten oder Reparaturcafés
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